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 GEBURTSORT
Unruhstadt
Kargowa
Kargowa und Wilhelm Blanke

UNRUHSTADT (OSTBRANDENBURG)

Geschichte

Unruhstadt war zu Wilhelm Blankes Zeiten eine verträumte Kleinstadt östlich von Frankfurt /Oder, im Länderdreieck von Brandenburg, Schlesien und Posen gelegen, an der Grenze zu Polen. Umgeben von einer leicht hügeligen Landschaft inmitten von Feldern, Wäldern und kleinen Dörfern war es mit seinem großen Rathaus auf dem von Bürgerhäusern umgebenen quadratischen Marktplatz, auf dem reges Markttreiben herrschte, seinen stimmungsvollen alten Winkeln und dem benachbarten Dorf Karge mit Schloss und Park Anregung für viele Gemälde.
Karge, 1360 als Cargowo urkundlich erwähnt, erhielt 1630 das Privileg der Marktgerechtigkeit und wurde 1641 von Georg von Unruh erworben. Sein Sohn Christoph von Unruh (1624-1689), polnischer Botschafter und Kammerherr, gründete 1647 in dieser Nachbarschaft den Flecken Unruhstadt (Urugowo) als Zufluchtsort evangelischer Glaubensflüchtlinge aus dem 30jährigen Krieg. 1793 hatten beide Orte zusammen 1481 Einwohner, davon ca 20 Polen. Diese Ansiedlungen erlebten in den Jahrhunderten ihrer Existenz eine wechselvolle Geschichte durch die geografische Lage zwischen Preußen und Polen. Das Herrensitz Karge, im Besitz derer von Unruh, sollte für August II., (Der Starke), König von Sachsen und Polen zu einem königlichen Palais umgebaut werden, als Zwischenstation während dessen Reisen nach Krakau. Nach dem dritten Aufenthalt des Königs vernichtete ein Brand 1735 alle Bauten des Besitzes. Alexander von Unruh (1726-1793) errichtete den heutigen Herrensitz, der im 19. Jahrhundert von dem Ökonomen August Richter erworben wurde und dessen Nachkommen bis 1945 darin lebten und die riesigen Ländereien bewirtschafteten.
Karge blieb Dorf und Unruhstadt, eine Tuchmacherstadt, entwickelte sich. Nach 200jähriger Müllertradition gehörten später Wind- und Walzmühlen, Industrie, Schulen, evangelische und katholische Kirche, eine Synagoge, drei Hotels und ein reges gesellschaftliches Leben zum Stadtbild. Und man staune: bis 1920 war dort das nördlichste und östlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Nach Auflösung der Grenzmark Posen-Westpreußen wurde Unruhstadt 1938 brandenburgisch und gehörte zum Kreis Züllichau-Schwiebus.
Im Januar 1945, verließen alle Deutschen Unruhstadt und Karge vor dem Einmarsch der sowjetischen Armee. Teile der Stadt wurden zerstört und das Schloss geplündert.
Leider sind die Bemühungen der ehemaligen Besitzer, das Karger Schloss vor dem Verfall zu retten, bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Der herrliche Schlosspark, zu Zeiten Wilhelm Blankes ein Ort der Erholung für alle, ist erhalten.

Weitere Information in dem hervorragend recherchierten Buch von
Stefan Petriuk "Unruhstadt und Karge, Urugowa i Kargowa. Eine im Zeitalter der Toleranz entstandene Stadt im Spannungsfeld zwischen Polen und Deutschen". 2005, Eigenverlag (Zweisprachig).

Grundriss der Hochadlichen Herrschaft Kargowa [Karge bei Unruhstadt] samt dessen angräntzenden Starostey Kopanica in Pohlen mit Verzeichnüß der Kayserlichen und Brandenburburgischen Gräntzen [ca 1 : 18 600].
Handzeichnung, koloriert, Titelkartusche: Flugblatt v. Adler gehalten,
Größe 69 x 50 cm, Erschienen 1717.
Staatsbibliotek Berlin, Unter den Linden, Kart. Nr. 13682.




 

Wochenmarkt um 1933 auf dem Rathausplatz




 
 

Der Maler zu Besuch in seiner Heimatstadt um 1926




 
 

Faerberstrasse um 1929, Standort des Geburtshauses des Malers




 
 

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